Was ist ein Lebershunt ? 


Aus gegebenen und sehr traurigem Anlass, möchten Elke (www.Goldnasen.de) und ich ,

euch den Lebershunt (falls er euch noch nicht bekannt ist) vorstellen!

Der kleine Shamba , aus dem Wurf von Bala und Rumo, musste wegen einem Lebershunt

(den erst der dritte, konsultierte Arzt erkannte) eingeschläfert werden.


Uns traf die Diagnose sehr überraschend, irgendwann hatte ich mal von einer Yorkiezüchterin von einem Shunt gehört...Züchter die ich befragte, kannten keinen Lebershunt, oder hatten mal davon gehört
...niemand weis wirklich was es damit auf sich hat. 

Beim Tibet Terrier, habe ich noch nie etwas davon erfahren können.
Leider ist es immer noch überwiegend so, dass solche Diagnosen „unter den Tisch“ gekehrt werden

(wenn es denn erkannt wird), und es leider niemand erfährt.

Oder die Symptome werden nicht richtig erkannt und der Hund falsch behandelt, bis er eingeschläfert werden muss. 

Wenn man zu sehen muss, wie so ein Würmchen leidet, bis die Diagnose endlich gestellt wird,

da Lebershunt, laut Aussage einiger TA sehr selten (exotisch) wäre, darf man nicht schweigen. 
Es betrifft unsere Hunde, sie leiden....!

Ob man nun selber züchtet oder sich „nur“ einen Hund/Welpen kauft, jeder trägt eine Verantwortung

und möchte gerne gesunde Hunde! 
Leider ergibt sich das nicht einfach so, einiges muss auch dafür getan werden. Erst beim Züchter, dann beim Käufer!
Laut Aussage von Frau Dr. phil. nat. Elisabeth Dietschi, Institut für Genetik 
Vetsuisse Fakultät der Universität Bern, ist der Lebershunt nicht so selten wie gedacht! 

Nach ihrer Meinung wird es leider nur sehr selten von den TA erkannt und dann auch untersucht!
Elke sowie ich, haben Frau Dietschi telefonisch kontaktiert und jeder für sich die wichtigen Fragen gestellt.
Frau Dietschi ist der Meinung, man müsste nicht sofort die Elterntiere aus der Zucht nehmen, da man noch zu wenig weis,

um dadurch den Genpool zu verkleinern. 
Allerdings sollte man die Verpaarung, in der ein Shunt auftritt, auch nicht mehr wieder holen. 
Und auch ähnliche Linien (wie die von Mutter und Vater der/des erkrankten Welpen) nicht mehr miteinander verpaaren. 
Sorgfältiges Ahnentafel studieren, auch beim Vorkommen eines Lebershunts unerlässlich! 

Trotz intensiver Studien konnte noch bei keiner Rasse der Erbgang ermittelt werden, es wird aber allgemein angenommen, dass es sich um einen sogenannten autosomal polygenetischen Erbgang handelt. 
Dies bedeutet, dass mehrere Gene an der Vererbung des Problems beteiligt sind!

Es werden in den letzten Jahren häufiger portosystemische Shunts diagnostiziert als früher. Daraus darf aber nicht so ohne weiteres der Schluss gezogen werden, dass PSS auch tatsächlich häufiger auftreten! 
Sondern es gibt besser geschulte Tierärzte, bessere Diagnostikmöglichkeiten und Labor.

Das Institut für Genetik Vetsuisse Fakultät der Universität Bern sammelt kostenlos Blutproben aller Rassen, um irgendwann

(wenn genügend „Material“ gesammelt ist) die Möglichkeit zu haben einen Gentest zu entwickeln. 
Die Blutproben werden kostenlos archiviert, sollte der Hund irgendwann Erkranken,

kann die ärztliche Diagnose nachgereicht werden.

Auch so kann eventuell immer wieder eine Krankheit erforscht werden.

Elke hat Blutproben von dem kleinen Shamba eingeschickt, damit sein kleines kurzes Leben eventuell noch anderen Hunden helfen kann....
Seine Blutprobe ist die Erste, die in Bern von einem Tibet Terrier kostenlos archiviert/eingeschickt wurde.
Auch Blutproben von Shambas Eltern, Tante und Oma, sowie seinen 2 Geschwistern werden/wurden nach Bern geschickt.

Wir möchten euch alle ganz herzlich darum bitten: 

Sollte jemand von euch einen Leber Shunt bei seinen Welpen haben, schickt Blutproben nach Bern! 
Auch wenn keiner eurer Hunde/Welpen Lebershunt hat, schickt eine Blutprobe nach Bern!

Eventuell kann damit anderen Welpen das Leid von Shamba erspart werden!
Info`s und das Blatt für die Blutprobe per eMail anfragen: Innauen-tt@gmx.de oder 
Telefonnummer hier auf der HP unter Kontakt

Zum Schluss ein Zitat aus einem Artikel über Liver shunt, geschrieben vom amerikanischen Tierarzt Thomas K. Graves:
„Was die Krankheit so beängstigend macht, ist , dass die Symptome so unglaublich vage sind. 

Normalerweise sind Welpen betroffen – aber nicht immer .
Sie kann die Grundursache dafür sein, dass ein Welpe im Wurf ein „Kümmerer“ ist- aber nicht immer 
Sie kann die Erklärung für einen unerklärlichen Tod sein –aber nicht immer . 
Sie kann die Ursache dafür sein, dass ein Welpe nicht stubenrein wird –aber es gibt mehr als eine Million Gründe dafür .
Aber eines ist sicher: sie ist häufiger als wir denken! 


Beschreibung/Info`s über Lebershunt 

Ein Lebershunt (portosystemischer Shunt) ist ein Blutgefäß, das Blut um die Leber herum transportiert, anstatt hindurch.

Es verbindet die Pfortader mit der großen Körpervene, die zum Herzen läuft (vena cava).

Bei einigen Tieren ist ein Lebershunt ein Geburtsfehler (congenitaler portosystemischer Shunt).

In anderen, bilden sich viele kleine Shunts, dessen Ursache in verschiedenen Lebererkrankungen wie zB. Cirrhose liegt. Portosystemische Shunts werden weiter unterteilt nach ihrer Lage (intrahepatisch / extrahepatisch) und nach ihrer Anzahl, (single / multiple). Intrahepatische Shunts liegen innerhalb der Leber, extrahepatische außerhalb der Leber.
Um die Abweichung portosystemischer Shunt (PSS) zu begreifen, ist es wichtig, dass man weiß,

wie die Situation bei einem gesunden Hund ist.

All das Blut, das aus dem Magen, dem Darm und anderen inneren Organen kommt, sammelt sich in der Pfortader,

die in die Leber mündet. Mit dem Blut werden alle Stoffe die im Darm aufgenommen wurden zur Leber transportiert.

Neben notwendigen Nährstoffen werden aus dem Darm auch äußerst giftige Stoffe in das Blut aufgenommen.

Die Leber hat zur Aufgabe die giftigen Stoffe aus dem Pfortaderblut zu filtern, so dass diese nicht in den Körper gelangen können. Einer dieser giftigen Stoffe ist Ammoniak.

Warum treten angeborene (congenitale) Shunts auf ? 

Jeder Säugetier Fetus hat einen großen Shunt (ductus venosus) durch den das Blut schnell durch

die fetale Leber zum Herzen transportiert wird.

Da die mütterliche Leber die Aufgabe des Herausfilterns von Toxinen, Speicherung von Zucker, Herstellung von Protein

für die ungeborenen Babys übernimmt, wird die Leberfunktion im Fetus nicht benötigt.

Die ductus venosus schließt sich normalerweise kurz vor oder nach der Geburt, wenn die Leber des Babys anfängt zu arbeiten. Bei einigen Individuen schließt sich dieser Shunt nicht.

Man nennt das persistierender Ductus Venosus oder einen intrahepatischen Shunt.

In anderen Tieren, entwickelt sich ein Blutgefäß außerhalb der Leber abnormal und bleibt offen,

nachdem der Ductus Venosus geschlossen ist. Es ist ein zusätzlich angelegtes Gefäß,

was normalerweise nicht vorhanden ist. Das nennt man extrahepatischer Shunt.

Warum haben Tiere mit einem Shunt Probleme ? 

Bei einem gesunden Tier, werden Nahrung und andere aufgenommene Stoffe aufgespalten oder im Darm verdaut und in den portalen Blutkreislauf absorbiert, wo sie zur Leber transportiert werden.

Die Leber speichert einen Teil der “Nahrung” für Energie, wandelt einiges in sichere chemische Verbindungen um,

und verwendet einiges um Protein und andere Substanzen herzustellen.

Da das Blut, bei Hunden mit einem Shunt größtenteils an der Leber vorbeifließt, können sich Toxine im Blut oder den Nieren bilden. Ein Tier mit so einem angeborenen Shunt wird dadurch langsam vergiftet.

Hinzu kommt, dass die Leber nicht gut arbeitet, da viel weniger Blut als normal in der Leber ankommt.

Zusätzlich fehlen dem Tier notwendige Stoffe um ihm eine fertige Energiequelle zu liefern und ihm beim Wachsen zu helfen.

Was sind die Symptome von einem Lebershunt ? 

Die Symptome von einem portosystemischen Shunt können bereits in sehr jungem Alter auftreten, aber es kann auch bis zu eineinhalb Jahren dauern bis Symptome gezeigt werden.

Daher kann ein Züchter bei einem Wurf mit Welpen im Alter von 9 Wochen nicht sicher sein,

ob einer der Welpen einen Shunt hat. Ein gut ausgeführter Ammoniak Test ist die beste Möglichkeit um Sicherheit zu bekommen.
Nicht immer sind die Symptome von einem Shunt gleich und ein Hund muß auch nicht alle Symptome zeigen.

Möglichen Symptome :

ruhiges Verhalten
schnell müde werden
träge sein
viel trinken und viel urinieren
verzögertes Wachstum, Zurückbleiben
schwache Muskelentwicklung
Erbrechen , manchmal auch Durchfall
Blasenentzündung, pressen beim Urin absetzten, Uratsteine
Abnormale Verhaltensweisen und “Gehirn” Symptome

Gehirnsymptome können sein : 

speicheln, unbeholfen trinken, schwer schlucken, wie betrunken laufen, umfallen, zwangartige Bewegungen machen

(so wie im Kreis laufen, durch die Wand laufen wollen), orientierungslos sein, unempfänglich sein, Kopf pressen, scheinbar blind sein, schlecht auf äußere Einflüsse reagieren, Anfälle, plötzlich einschlafen.
Die Symptome sind oft wechselnd stark ausgeprägt.

Ein Hund kann an einem Tag völlig normal sein, und am nächsten Tag geht es ihm schlecht.

Oft ist ein Hund vor allem in den ersten Stunden nach einer Mahlzeit krank.

Manche Hunde werden erst diagnostiziert, wenn sie eine ungewöhnliche lange Erholungszeit nach Narkose oder Beruhigungsmitteln benötigen.

Einige Tiere zeigen keine Symptome bis sie älter sind, und entwickeln dann Blasen- und Nieren-Infektionen und Harnsteine.

Welche Rassen sind gewöhnlich von Shunts betroffen ? 

Hunde kleiner Rassen neigen zu Shunts ausserhalb der Leber (extrahepatisch).

Extrahepatische Shunts können bei allen kleinen Rassen auftreten aber gewöhnlich wird dies von Schnauzern Yorkshire Terriern, Cairn Terriern, Maltesern, Dackeln, Jack Russel Terriern, Shi Tzu, Lasha Apso, und Pudeln berichtet.

Hunde großer Rassen neigen zu der fetalen Shuntform (persistirender Ductus Venosus) oder intrahepatischen Shunts.

Intrahepatische Shunts können bei allen Hunden großer Rassen auftreten, und werden auch von einigen kleinen Rassen berichtet (besonders Pudel). Am häufigsten sieht man diese Shunt Art bei Irish Wolfhounds, Labrador Retrievern, Australien Sheperts, Australien Cattle Dogs, Samoyede und Alt Englische Schäferhunde.

Sind portosystemische Shunts erblich bedingt ? 

Man geht davon aus, dass congenitale (angeborene) portosystemische Shunts erblich bedingt sind.

Über den Erbgang ist aber noch wenig bekannt.

Wahrscheinlich ist eine polygene Vererbung, dass heißt, dass mehrere Genpaare betroffen sind.

Die Vererbung ist daher eine sehr komplizierte Sache. Man vermutet, dass extrahepatische und intrahepatische Shunts unterschiedlich vererbt werden. Auch beim Hovawart geht man von einer komplexen Vererbung aus, es spielen mehrere genetische Faktoren eine Rolle.

Wie kann ein Shunt diagnostiziert werden? 

Erste Hinweise kann ein Blutbild geben.
Hunde mit congenitalen Leber Shunts haben normaler Weise erniedrigte Harnstoff und Albumin Konzentrationen im Blut.

Es können leichte Anzeichen von Blutarmut vorhanden sein ( Anämie ).

Die Leberenzyme können leicht erhöht sein (AST / ALT). Auch die Blutzuckerwerte können erniedrigt sein.
Der Urin kann verdünnt oder infiziert sein und Ammoniumbiurat-Kristalle enthalten.
Keine dieser veränderten Laborwerte sind aber spezifisch für einen Leber Shunt.
Hier sollte man durch Messung der Ammoniak- oder Gallensäuren-Konzentration im Blut die Funktion der Leber untersuchen.

 

Ammoniak-Test ( NH3 )


Ammoniak-Toleranz-Test

Gallensäuren Test

Ultraschall

Szintigraphie

Portographie

Können Hunde mit Shunts ausschließlich mit Medikamenten behandelt werden ? 

Eine medikamentöse Therapie kann einen Lebershunt nicht heilen. Sie hilft die klinischen Symptome zu kontrollieren.

Bei den meisten Hunden verbessert sich der Zustand mit passender Diät und Medikamenten sofort, und ungefähr ein Drittel der Hunde, die so behandelt werden können damit auch realtiv lange leben.

Unglücklicher Weise wird aber die Hälfte der Hunde die nur medikamentös behandelt werden,

für gewöhnlich innerhalb von 10 Monaten nach der Diagnose eingeschläfert,

aufgrund von unkontrollierbaren neurologischen Syptomen, wie Anfälle, Verhaltensveränderungen,

und fortschreitender Leberschädigung.

Hunde denen es unter der Langzeitbehandlung realtiv gut geht sind gewöhnlich älter, wenn sie diagnostiziert werden,

haben ein normaleres Blutbild und haben weniger schwere klinische Symptome.
Eine Operation bietet den meisten Hunden die einzige Chance auf ein langes und gesundes Leben.

Operation 

Im Prinzip wird ein portosystemischer Shunt behandelt, indem man ihn operativ verschließt. Die Operation erfordert Spezialisten mit viel Erfahrung.

Bei den meisten Hunden ist es nicht möglich den Shunt sofort komplett zu verschließen,

da die Leber oft unterentwickelt ist, und auch die Blugefäße innerhalb der Leber oft nur wenig entwickelt sind,

und sich nicht so schnell öffnen.

Bei einem kleinen Prozentsatz von Hunden ist die Pfortader schlecht ausgebildet und in seltenen Fällen fehlt sie ganz.


Die am häufigsten angewendete Methode zum Verschluss des Shuntgefäßes ist die Ligatur.

Der Shunt wird mit Nahtmaterial nicht ganz, aber soweit wie möglich geschlossen.

Das Shunt Gefäß zuviel zu verschließen kann zu portalem Hochdruck führen,

zu viel Auflassen bringt einen unzureichenden Effekt.

Ist die OP aufgrund der Gegebenheiten nicht ausreichend erfolgreich gewesen, kann man ca. 2-3 Monate später,

wenn sich die Leber entwickelt und an den Blutfluß gewöhnt hat erneut operieren.

Komplikationen: 


Es bestehen die gängigen Risiken die eine große Operation durch Narkose etc. mit sich bringt.
Eine der häufigsten Komplikationen ist das Entstehen eines portalen Hochdrucks.

Dies geschieht, wenn sich die Leber dem ansteigenden Blutfluß nicht anpassen kann.

Der Druck innerhalb der portalen Blutgefäße erhöht sich dann.

In manchen Fällen kann dies zum Tode des Tieres führen. Es gibt verschiedene Faktoren,

die diesen portalen Hochdruck verursachen können.
Ein geringer Prozentsatz der Hunde kann nach der Operation Anfälle bekommen.

Diese Anfälle treten gewöhnlich innerhalb der ersten drei Tage nach der OP auf.

Die Ursache ist noch unbekannt, und man kann auch nicht vorhersagen bei welchen Hunden es auftritt.
Bei Hunden mit intrahepatischen Shunts sind Komplikationen häufiger.


Quellen :
http://www.lebershunt.info/html/lebershunt.html
http://www.deerhunters.ch/de/dok/auto/art_ges_pss.pdf
file:///F:/Blatt%20Blutproben%20Lebershunt/art_ges_pss.pdf

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